Am Abend zuvor hatten wir schon einen
Liter Tee gekocht, den wir nun zu unserem Marmorkuchen tranken,
welcher unser Frühstück darstellte.
Morgens um 4:45 Uhr vor
dem Biwak.
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Nach dem Frühstück legten wir
teilweise vor dem Biwak unsere Ausrüstung an und waren um 4:45 Uhr
kurz nach den anderen abmarschbereit.
Wir erreichten den Gletscher ziemlich
schnell über das Geröll durch ein paar Firnfelder. Der fast volle
Mond schien extrem hell, und wir hätten auf dem reflektierenden
Gletscher fast keine Stirnlampen gebraucht. Mir war es dennoch
lieber, den Weg vor den Füßen schön hell zu erleuchten.
Sonnenaufgang gegen
6:00 Uhr morgens.
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Um kurz vor 6:00 Uhr kam die Sonne über die gegenüberliegenden Berge und beschien zum ersten Mal an diesem Tag die Wände des Mont Dolent.
Die Südwand des Mont
Dolent in der Morgensonne.
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Wir durchstiegen den ziemlich
zerklüfteten Gletscher, der aber gut zu überqueren war. Viele der
Spalten waren offen, und so konnten wir aus guter Entfernung schon
den Weg planen, wie wir sie umgehen wollten. Es gab zwischendrin
immer wieder einige steilere Passagen im Firn, die sich jedoch alle
leicht erklettern ließen.
Chuck in einer
steileren Passage auf dem Gletscher.
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Wir folgten den Spuren unserer drei
Mitbiwakierer, die ein bisschen schneller waren als wir bzw. auch
einen kleinen Vorsprung hatten. Laut Führer sollte man unterhalb von
Punkt 3200 vom Gletscher auf den Felsgrat aussteigen. Dies taten wir
jedoch nicht. Im Internet hatten wir schon gelesen, dass sich die
Tour wohl durch die Beschaffenheit der sich ständig verändernden
Gletscher verändert haben mochte.
Breite Querung von
links nach rechts zur Felswand
unterhalb eines Eisbruchs auf ca. 3150m Höhe. |
Da der Gletscher sehr gut zu gehen war,
folgten wir ihm noch einige Höhenmeter mehr, um dann an der von uns
aus rechten Seiten nahe der Wand ein Couloir zu ersteigen. Der
Bergschrund des Couloirs ließ sich gut überklettern, und wir
erreichten den Felsgrat um kurz vor 7:00 Uhr auf ca. 3321m Höhe.
Chuck an den scharfen
Felsen des Gallet-Grates.
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Wir sicherten Teile des scharfkantigen
Felsgrates ab, während wir gemeinsam am Seil gingen. Lange blieben
wir nicht auf dem Grat (ca. 3 SL), da die Spur eindeutig den Grat
wieder verließ, um sich auf der dem Gletscher abgewandten Seite den
Mont Dolent weiter emporzuziehen (man kann die Spur im obigen Bild
auf der rechten Seite gut erkennen).
Die Sonne über dem
Gallet-Grat.
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Kurz bevor wir den Firn unterhalb des
Grates einige Minuten vor 8:00 Uhr wieder betraten, legten wir auch
die Gletscherbrillen an und kremten uns noch einmal mit Sonnenkreme
ein.
Blick zum Gipfel des
Mont Dolent, der nach Verlassen
des Felsgrates über Firn zu erreichen war. |
Im Firn fanden wir die schon gezeigte
gute Spur, die uns über kleinere Bergschründe hinweg nach oben
führte.
Blick zurück die
Firnflanke entlang des Grates hinunter.
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Von der ca. 200 Höhenmeter unterhalb
des Gipfels beginnenden Passage hatten wir schon gehört. Es kam ein
steiler Bergschrund, der bei schlechten Verhältnissen wohl auch mal
nicht zu überwinden ist. Nach diesem Bergschrund beginnt die
Gipfelwand, die der Grund dafür war, dass wir jeder zum Pickel noch
zusätzlich ein Eisgerät trugen und auch fünf Eisschrauben dabei
hatten. Der Firn war steil aber über dem Eis gab es noch eine kleine
Auflage und mit den zwei Eisgeräten ließ sich die Wand gut und mit
einem sicheren Gefühl klettern. Bei der 3er-Truppe vor uns hatte,
glaube ich, nur einer zwei Eisgeräte und die beiden anderen jeweils
nur eins.
Wir kamen gut voran, aber anstrengend
war diese Passage schon. Durch das Steigen und Stehen auf dem
Vorderfuß fingen die Waden schnell an, sich zu melden, dass dies
eine ungewohnte Anstrengung sei. Auch ein kurzes Stehenbleiben bot
nicht viel Erholung, wenn man sich nicht zuvor mit den Steigeisen
eine breitere Stufe in den Firn trat, sodass der Fuß auch einmal
seitlich abgestellt werden konnte.
Die letzten Meter vor
dem Gipfel kurz nach Verlassen
der Gipfelwand in Blockgelände. |
Ziemlich angestrengt erreichten wir um
9:15 Uhr nach also genau 4,5h Aufstiegszeit den Gipfel des Mont
Dolent.
Chuck auf dem Gipfel
des Mont Dolent (3823m).
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Oben auf dem Gipfel wehte ein kühler
Wind, und wir hielten uns nicht lange dort auf. An den großen Bergen
in der Umgebung hatten sich teilweise schon ziemlich dunkle Wolken
verfangen. Die Gipfel des Mont Blanc, der Aiguille Verte und der
Grandes Jorasses sahen eher ungemütlich aus.
Blick zurück auf eine
andere Seilschaft, die kurz
nach uns auf dem Gipfel des Mont Dolent stand. |
Direkt nach uns war eine
Dreierseilschaft auf dem Gipfel, die vom Fiorio-Biwak im Süden
aufgestiegen war. Deren Aufstieg sollte auch unser Abstieg sein. Wir
folgten dem Gipfelgrat zu einer ziemlich heikel aussehenden
Felsrinne. Nach den ersten Metern in dieser Rinne, bei dem der ein
oder andere Stein sich als reinkarnierter Lemming herausstellte, der
sich unbedingt die Klippen hinabwerfen wollte, stiegen wir wieder
auf, da wir annahmen, hier falsch zu sein.
Blick hinunter in die
bröselige Schuttrinne
oberhalb des Gletscherabstiegs. |
Oben auf dem Grat konnten wir jedoch
keinen alternativen Abstieg erkennen, und die Dreierseilschaft ging
zielstrebig an uns vorbei, um das fiese Couloir abzusteigen. Da sie
auch diesen Weg gekommen waren und es anscheinend keine Alternative
gab, schlugen wir den gleichen Weg ein. Aus Angst einen Stein
loszutreten, der den Bergsteigern direkt unter uns gefährlich werden
könnte, warteten wir eine ganze Weile an der Seite des Couloirs, bis
wir ganz langsam und vorsichtig über die losen Steine balancierten.
Dieses Couloir stellte keine große Absturzgefahr für uns selbst
dar, da es nicht so steil war – das eigentlich Unangenehme waren
aber die potentiell extrem gefährlichen losgetretenen Steine.
Um 10:44 Uhr waren wir erst am Ende des
Couloirs und legten wieder die Steigeisen und das Seil an, um den
Gletscher in Richtung des Fiorio-Biwaks abzusteigen. Dieses
erreichten wir nach dem Verlassen des Gletschers durch eine wirklich
sehr gut markierte Fels- und Geröllzone gegen 13:00 Uhr.
Das neue Fiorio-Biwak
unterhalb des Mont Dolent auf 2724m
(das alte steht ein paar Meter weiter westlich und sieht ziemlich klein aus). |
Wir fanden, mit dem Biwak du Dolent
(auch Bivouac de la Maye) eine bessere Wahl getroffen zu haben, da
das Fiorio-Biwak von außen zumindest ziemlich düster aussieht.
Von dem Biwak aus war für uns leider
lange noch nicht Schluss. Wir hatten immer noch über 1000 Höhenmeter
abzusteigen. Auch streckenmäßig war es gar nicht so wenig. Man
steigt bis auf ca. 2490m südöstlich ab und überquert den Petit Col
Ferret, um von der italienischen wieder auf die schweizer Seite des
Ferret-Tals zu kommen.
Wir erreichten über einen schönen
Wanderweg mit vielen Blumenwiesen unser in La Fouly stehendes Auto um
15:37 Uhr, welches nach fast 11h das Ende der Tour markierte.
Auf der Terrasse eines Hotels in La
Fouly rechneten wir genau aus, was wir für unsere verbliebenen
Schweizerfranken noch Nettes zu uns nehmen könnten. Die Wahl fiel
auf ein Eis bzw. einen Apfelkuchen und jeweils einen Kaffee.
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