Fast vollständiger
Rochefortgrat vom Gipfel
des Dent du Geant aus fotografiert
(ein paar
Meter am Anfang und Ende fehlen).
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Wir hatten neben der eindrucksvollen
Tour über den Rochefortgrat noch mit eindrucksvolleren Gedanken
gespielt. Der Plan war, die Aiguille du Rochefort zu überschreiten,
weiter bis in den Col du Jorasses zu gehen, dort zu biwakieren und am
nächsten Tag die Grandes Jorasses zu überschreiten. Diese Tour wäre
wohl das Härteste geworden, das wir bis dahin probiert hätten. Am
Abend vor der Tour keimten allerdings schon die Zweifel in uns, und
wir gingen nervös zu Bett.
Im Lager der Turiner Hütte schliefen
wir in Hochbetten, was ganz angenehm war, da man nicht um seine paar
cm Schlaffläche kämpfen musste. Wir gingen ziemlich früh schlafen,
da unser Frühstück für 4:00 Uhr geplant war und wir ja auch schon
eine Tour in den Knochen hatten. Mitten in der Nacht kamen noch ein
paar Nachzügler ins Lager, und um ca. 3:30 Uhr ging schon die zweite
Welle der Aufstehenden los. Wir standen auch endlich um 3:50 Uhr auf
und gingen zum Frühstück.
Wir waren überrascht, wie viel um
diese Zeit schon auf der Hütte los war. Der beliebte Gipfel des Dent
du Geant verlangt jedenfalls kein so frühes Aufstehen, und der
Rochefortgrat wird teilweise auch noch eine Ecke später begangen.
Mit ein paar Seilschaften auf dem Gletscher vor uns in unserer
Richtung zur Flanke unter dem Dent du Geant kamen wir um 4:39 Uhr von
der Hütte aus los.
In dem Felsaufschwung
zum Fuß des Dent du Geant gegen
Zeit des Sonnenaufgangs um 6:26 Uhr.
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Es war wie am Vortag ziemlich kalt auf
dem Gletscher, und es wehte ab und an ein leichter Wind. Wie am Tag
zuvor brauchten wir von der Hütte bis zum Einstieg in die brüchige
Flanke unterhalb des Dent du Geant wieder ca. 1h, die mir an diesem
Morgen aber viel härter vorkam als am Tag zuvor, an dem wir in der
Sonne über den Gletscher marschiert waren. Am Fuß der Felsen
packten wir das Seil wieder ein und zogen über unsere Fleecepullover
noch die Regenjacken.
Sonnenaufgang mit Blick
zur Aiguille du Midi mit
der Seilbahnstation, über die man bequem
von
Chamonix aus den Gipfel erreicht.
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Noch in der Felsflanke ging um uns herum die Sonne auf. Das bedeutete leider, dass wir den Sonnenaufgang über der Aiguille du Rochefort und dem Grat nicht fotografieren konnten, dafür aber die gewaltigen Blicke auf den Mont Blanc und die Aiguille du Midi hatten.
Die Morgensonne
erreicht die Aiguille du Midi.
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Den Fuß des Dent du Geant erreichten
wir um 7:09 Uhr und legten dort unsere Steigeiesen an, nahmen die
Pickel zur Hand und seilten uns wieder an. Die Sonne lugte gerade so
an der Aiguille du Rochefort vorbei, ließ den Rochefortgrat aber
noch im Schatten dieser liegen.
Die Sonne neben der
Aiguille du Rochefort und unser
Weiterweg weiterhin im Schatten.
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Direkt ab den ersten Metern zeigte uns
der Grat, was einen guten Grat ausmacht. Es gab einige extrem schmale
Stellen und sich erst weit unter uns verlierende Tiefblicke zu beiden
Seiten die steilen Flanken des Rochefortgrats hinab.
Morgens auf dem Grat
nach dem Überqueren
einer mächtigen Wächte wieder ins schärfer
geschnittene Gelände.
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Relativ bald nach dem Start auf dem
Grat kam auch schon das erste Felstürmchen, das man jedoch leicht
umklettern konnte. Die zweite und letzte Stelle auf dem eigentlichen
Firngrat, für die man sich in den Fels begeben muss, ist das
Umklettern eines Turms, den man hauptsächlich in Gehrichtung rechts
umklettert.
Umklettern eines
größeren Turms auf dem Grat.
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Die herausfordernste Stelle im Firn ist
neben dem ausgesetzten und teilweiser sehr steilen Grat wohl eine
steile Firnflanke, die man nach links absteigen muss. Einige
Seilschaften seilten dieses Stück ab, andere hatten anscheinend
extra für diese Stelle ein zweites Eisgerät dabei. Die
Verhältnisse, in denen wir die Stelle vorfanden, machten sie gut
kletterbar. Es waren einige gute Stufen in den sehr harten Firn
getreten, und nur der obere Teil war etwas vereist, was diese Stelle
schwieriger machte. Wir konnten uns jedoch an einem Fixseil in der
Wand und an einer Schlinge im Fels oberhalb der Passage sichern.
Die Gipfelwand der
Aiguille du Rochefort
hier schon im Rückblick mit vielen
Seilschaften,
die alle so ihre eigenen Wege fanden.
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Die Gipfelwand sicherten wir auch ab
und kletterten sie in zwei Seillängen. Dabei verwendeten wir einen
Abseilstand nach ca. 40m und einen Schlingenbündel-Abseilstand
direkt vor dem Firn auf den Gipfel nach ca. 30m Kletterei. In der
Wand selber froren wir extrem durch. Es ging ein leichter Wind, wir
hielten uns nur im Schatten auf und in dieser Höhe gab es auch keine
angenehmen Schattentemperaturen. Wir kletterten alles mit
Handschuhen, aber die kalten Arme und Beine fühlten sich nicht
sonderlich leistungsfähig an. Es hatte wohl gewisse Vorteile, später
am Tag zu starten.
Auf dem Gipfel der
Aiguille du Rochefort um kurz nach 9:00
nach 4,5h Aufstiegszeit von
der Hütte.
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Als wir den Gipfel erreichten, waren wir mit einer anderen Seilschaft zu zweit dort. Viel mehr Andrang hält der Gipfel eigentlich auch nicht aus, da er sehr schmal ist und viele lose Steine herumliegen. Wir hatten etwas Zeit für uns, um den Weiterweg zum Col du Jorasses und die sich daran anschließende Überschreitung zu begutachten. Für so eine Tour fühlten wir uns einfach nicht stark genug. Für uns sollte es bei dem eindrucksvollen Rochefortgrat bleiben.
Der Rochefortgrat von
der Aiguille du Rochefort zurück bis
zum Dent du Geant fotografiert.
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Als eine relativ große Seilschaft den Gipfel bestieg, zwängten wir uns schnell zu unserem letzten Stand zurück, von dem aus wir das Abseilen begannen. Wir seilten drei mal durch die Wand ab. Zum Glück kletterte gerade keiner in unserem Aufstieg, sodass wir unkompliziert bis zu einem Band abseilen konnten, von dem aus wir zum Beginn des Firngrates absteigen konnten. Nach uns brach der große Ansturm auf den kleinen Gipfel los. Es begannen immer mehr Seilschaften mit dem Aufstieg, und das Abseilen gestaltete sich für die, die auf dem Rückweg waren, sicher komplizierter. Eine eindrucksvolle Menge an Steinen donnerte die Wand hinab und ließ uns aufschrecken. Zum Glück kamen die Steine direkt unter dem Gipfel hinab, wo keiner kletterte, da man sich von rechts nähert.
Ein Stück nach der
Gipfelwand auf dem Rückweg (dieses Mal mit Sonne).
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Die Sonne hatte mittlerweile den Grat
erreicht, und so war es zum einen wärmer, zum anderen ließen sich
aber auch gute Fotos auf dem Grat schießen.
Auf einer Wächte im
Grat.
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Der Firn war noch sehr gut, da es erst
zwischen 10:00 und 11:00 Uhr war. Der Rückweg gestaltete sich also
immer noch als angenehm auf dem festen Grat.
Kleiner schmaler
Anstieg mit Blick zum Dent du Geant,
an dem sich nun auch schon die
Kletterer tummelten.
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Im Sonnenlicht war es nicht mehr ganz
so kalt, wir behielten aber immer noch die Regenjacken über den
Fleecepullovern an.
Steil abbrechende
Flanke des Grates.
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Auf den umgebenden Fotos kann man noch
einmal die eindrucksvollen Abbrüche der Flanken des Grates sehen,
sowie einige schmale Stellen.
Steile und schmale
Stelle auf dem Grat.
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Als wir den Fuß des Dent du Geant um 11:10 Uhr erreichten, genehmigten wir uns eine kleine Kuchenpause, bevor wir den Abstieg zum Col du Geant antreten wollten.
Pause unter dem Dent du
Geant.
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Inklusive Ablegen der Steigeiesen und
dem Verstauen des Seils sowie der Felssicherungsausrüstung hielten
wir es auf unserem Pausenplätzchen aber nur ca. 25 Minuten aus, da
immer noch ein unangenehm kalter Wind pfiff.
Eine der steileren und
festen Stellen in der Felsflanke zum
Col du Geant, die es nun
abzusteigen galt.
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Erst beim Abstieg in der Felsflanke
zogen wir die Regenjacken aus, um dann beim Betreten des Firns auch
noch die Fleecepullover abzulegen und trotzdem (nur noch im
Funktionsshirt) auf dem Gletscher total gebraten zu werden. Die Hütte
erreichten wir an diesem Tag um 13:38 Uhr nach ca. 9h Tour.
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